jusos-Logo
Homepage der Versmolder Jusos

"Integration ist keine Einbahnstraße!" - Sebastian Kolkau gewährt Blick zwischen die Welten

Veranstaltungen

Benjamin Wegenk mit Sebastian Kolkau (v.l.n.r.)

Nachdem die Wanderausstellung "Zwei Welten" im Foyer des Versmolder Rathauses eröffnete wurde, begann am Mittwoch nun auch das Begleitprogramm. Versmolder Vereine, Verbünde, sowie Bürgerinnen und Bürger ware aufgerufen, bei dessen Gestaltung mit eigenen Ideen mitzuwirken. Gerne ergriffen die Versmolder Jusos die Gelegenheit, eines ihrer Schwerpunkt-Themen in den öffentlichen Fokus zu rücken. Leider waren die Versmolder Jusos die einzige politische Jugendorganisation, die das Begleitprogramm bereicherten.

Den Auftakt des Begleitprogramms bildete ein Blick zwischen die Welten. DieVersmolder Jusos haben Sebastian Kolkau aus Gelsenkirchen in die Fleischerstadt eingeladen, um mehr über die Lebenssituation junger Migrantinnen und Migranten zu erfahren.

Sebastian Kolkau wurde 1979 geboren, war von 2004 bis 2010 stellvertretender Vorsitzender der NRWJusos und arbeitet zur Zeit in der Projektgruppe Migration der Gelsenkirchener SPD mit. Und auch beruflich beschäftigt sich Sebastian Kolkau bei den Falken viel mit jugendlichen Migrantinnen und Migranten.

Kein Wunder also, dass sich Versmolds Bürgermeister Thorsten Klute bei seinen einleitenden Worten darüber freute, einen "Fachmann auf diesem Gebiet" begrüßen zu dürfen.

Diesem Prädikat wurde der Gast aus dem Ruhrpott von Anfang an gerecht. Er präsentierte eine Fülle von Zahlen und Erhebungen, anhand derer man die Probleme der Integrationspolitik gut ableiten konnte.
Neben reinen Statistiken wurden aber auch einige Milieus beleuchtet, in denen sich die in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten einteilen lassen. Im Alltag mag dabei das sogenannte "prekäre Migranten-Milieu" mit seinem Hang zu teuren Statussymbolen, wie Handys, Markenkleidung und Autos am ehesten ins Auge stechen. Dabei macht dieses Milieu bundesweit lediglich 15 Prozent aller Migrantinnen und Migranten aus!
Ein erheblich höherer Anteil scheint hingegen besser integriert zu sein, strebt nach Bildung und beruflichem Aufstieg, ist kosmopolitisch und liberal.

Dass die meisten Deutschen eher an das prekäre Milieu denken, wenn es um Integration geht, ist auch Schuld vieler Medien, so Sebastian Kolkau. So sind 70 Prozent aller in Deutschland veröffentlichten Artikel über ausländische Mitbürger reine Negativberichterstattung.
Dabei würde es gerade bei Migranten einen Markt für eben jene Printmedien geben, die ein solch negatives Bild von ihnen zeichnen. Nur fünf Prozent aller Migranten beziehen eine Zeitung im Abonnement! In Zeiten drastisch sinkender Auflagen ein sträflich vernachlässigter Markt.

Gerade das negativ gezeichnete Bild von Migranten in der Öffentlichkeit macht Integration schwierig. Das Gefühl von Diskriminierung und mangelnde Anerkennung sind die Gründe für das Scheitern von Integration.

Für Sebastian Kolkau beginnt Integration in der Kommune. So sollte man stets auf die "passende Mischung" achten. Kindergärten, die einen "Migranten-Anteil von 100 Prozent" aufweisen, wie es einige in Gelsenkirchen machen, führten jegliche Integrationsmaßnahme ad absurdum. Zudem behindert es das Erlernen der deutschen Sprache, das wichtigste Mittel zur Integration. Erzieher und Lehrer mit Migrationshintergrund wären dabei ein Schritt in die richtige Richtung.

Eine Patentlösung gibt es allerdings nicht! Bei Integration ist ein Aufeinanderzugehen aller Beteiligten wichtig. "Integration ist keine Einbahnstraße!", so Sebastian Kolkau.

Im Anschluß an den Vortrag nutzten viele der rund 20 Zuhörer die Gelegenheit, um ihre Fragen an den Referenten zu richten oder einfach nur ihre Erfahrungen mit dem Thema Migration und Integration zu schildern. Und auch noch draußen vor Tür kam es noch zu angeregten Gesprächen.

Die Versmolder Jusos bedanken sich auf diesem Wege nochmals ganz herzlich bei ihrem Gast Sebastian Kolkau für seinen interessanten und aufklärenden Vortrag.

Leider erfuhr die gelungene Veranstaltung keinerlei Berichterstattung in der Lokalpresse; wohl, weil weder Haller Kreisblatt noch das Westfalen-Blatt der Einladung der Organisatoren folgten.